[4][5] Bei einer Lungenarterienembolie (LAE) handelt es sich um eine potenziell tödliche Erkrankung aufgrund einer Obstruktion der Arteria pulmonalis oder einer ihrer Ăste. Meistens kommt es zu dieser Obstruktion auf Basis einer zugrunde liegenden Bein-/ oder Beckenvenenthrombose. Hierbei sprechen wir auch von einer Tiefen Venenthrombose (TVT). Der Thrombus gelangt ĂŒber den venösen RĂŒckstrom in die Lungenarterien und sorgt dann fĂŒr die akute Rechtsherzbelastung.
[3][4] Bei einer fulminanten LAE kommt es zu einer rechtsventrikulĂ€ren Dilatation, welche eine ineffiziente Kontraktion und eine verminderte LV-FĂŒllung zur Folge hat. Hierdurch kommt es zu einer MyokardischĂ€mie des rechten Ventrikels und einem erhöhtem venösen RĂŒckstau, welcher wiederrum eine weitere RV-Dilatation begĂŒnstigt. Hierbei kann es zu einem sofortigen Kreislaufstillstand i.d.R. in Form eines PEA-Kreislaufstillstands kommen, durch eine massive, akute Rechtsherzbelastung.
Symptomatik
[3][4] Die Lungenarterienembolie kann eine oftmals sehr diffuse Symptomatik bieten, welche jedoch als Leitsymptom oftmals eine Dyspnoe voranstellt.
HochverdÀchtig sind Zeichen einer Dyspnoe und einer Tiefen Venenthrombose (TVT). Weiterhin können eventuell auch noch HÀmoptysen, Synkopen und atemabhÀngige thorakale Schmerzen vorgefunden werden.
[4] Um festzustellen wie wahrscheinlich eine LAE ist, kann Nutzen vom Wells-Score gemacht werden.
[3] Wells-Score
Je 3 Punkte fĂŒrâŠ
- tiefe Venentrombose (TVT)
- V.a. Lungenembolie (nach EinschĂ€tzung „LAE = wahrscheinlichste Diagnose“)
Je 1,5 Punkte fĂŒrâŠ
- Tachkyardie (HF >100/min)
- Immobilisierung ĂŒber â„3 Tage und/oder OP in letzten 4 Wochen
- Luftembolien entstehen oftmals im Rahmen operativer Eingriffe
- Anamnestisch Z.n. TVT oder LAE
Je 1 Punkt fĂŒrâŠ
- HĂ€moptysen
- aktives Malignom (letzte 6 Monate)
Wells-Score – Beurteilung
- <2 Punkte = geringe Wahrscheinlichkeit
- 2-6 Punkte = mittlere Wahrscheinlichkeit
- â„ 7 Punkte = hohe Wahrscheinlichkeit
Der Wells-Score lĂ€sst sich auch bei Verdacht auf TVT / TBVT nutzen đ
[1] [2] PrÀklinische Therapie
- Sauerstoffgabe
- Heparin
- CAVE: Kontraindikationen beachten (vorrangig Blutungsneigung, Heparin-induzierte Thrombozytopenie, bereits vorhandene Einnahme von Antikoagulanzien)
- Thrombolysetherapie (durch Notarzt)
- CAVE: Entfernung zum nÀchsten Versorger beachten
[1] [2] Bei dem wahrscheinlichen Verdacht einer LAE ist nach DBRD Leitlinien 2024 und SAA/BPRs 2023 der LĂ€nder Baden-WĂŒrttemberg, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt die prĂ€klinische Gabe von Heparin (5000 I.E. i.v.) durch den NotfallsanitĂ€ter indiziert.
[1] [2] Eine prÀklinische Thrombolysetherapie, durch den Notarzt, ist bei einer hohen Wahrscheinlichkeit einer LAE ebenfalls indiziert. Hierbei wird i.d.R. das Thrombolytikum Alteplase/Actilyse verwendet. Es sollte abgewogen werden, ob dieser Einsatz sinnvoll ist; hierbei sollte auf die Entfernung zum nÀchsten Versorger geachtet werden. Bei kurzer Distanz und schnellen Eintreffen im Schockraum eines nicht reanimationspflichtigen Patienten, kann die Thrombolysetherapie auch klinisch erfolgen.
Beyond PrÀklinik
[3] In der Notaufnahme wird zum Nachweis einer LAE neben erneuten EKG und einer Echokardiografie auch eine Blutentnahme gemacht, um hierbei speziell die D-Dimere zu bestimmen. D-Dimere sind Fibrinogen-Spaltprodukte, welche bei einer LAE deutlich erhöht sind. Der Wert der D-Dimere ist u.a. abhÀngig vom Alter, jedoch kann man sich merken: 100uq/l D-Dimere pro 10 Lebensjahre. Somit hÀtte ein 80-jÀhriger Patient ohne pathologische Deutung einen Wert von 800uq/l.
[3] Sollte der starke Verdacht einer LAE bestehen wird bei Reanimationseintritt oder nach bestÀtigten Echo eine Thrombolysetherapie initiiert, sollte diese prÀklinisch noch nicht begonnen worden sein.
[3] Falls eine Lysetherapie kontraindiziert ist oder es sich um einen massiven Befund handelt, bedarf es i.d.R. einer chirurgischen Intervention in Form einer Embolektomie.
Patienten mit bestĂ€tigter LAE werden i.d.R. nach Versorgung in der Notaufnahme oder chirurgisch der Intensivstation zugefĂŒhrt, da diese besondere Ăberwachung benötigen und als vital gefĂ€hrdet betrachtet werden mĂŒssen.
Quellen
- [1] https://dbrd.de/images/algorithmen/DBRDAlgo24_Web9_2.pdf
- [2] https://www.dbrd.de/images/aktuelles/2023/08-01/Anlage_-_SAA_und_BPR_2023.pdf
- [3] https://www.notfallguru.de/leitsymptome/leitsymptome-thorax/dyspnoe#toc-lungenembolie-lae-10
- [4] https://www.youtube.com/watch?v=cE0dvEnJcKo / https://www.youtube.com/watch?v=H2u-xUELcBE
- [5] https://wisspo.de
Disclaimer: „Paramic â Notfallmedizin zum Anhören“ gibt keine Garantie fĂŒr VollstĂ€ndigkeit und Richtigkeit der Informationen. Die Informationen auf dieser Seite richten sich ausschlieĂlich an ehren- und hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rettungsdienst und an Rettungsdienstfachpersonal in Ausbildung. Der Autor ist bemĂŒht sich stets auf Leitlinien, Handlungsanweisungen und bereits publiziertes Fachwissen zu berufen, ĂŒbernimmt jedoch keine Haftung bei etwaigen SchĂ€den, welche durch MaĂnahmen auf Basis der hier veröffentlichten BeitrĂ€ge entstanden sind.
Schreibe einen Kommentar